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Pornographie – Sind Männer so anders gewickelt als Frauen?

Frau auf Teppich sitzend

Die Gestaltung meines Blogs lag bei einem Mann. Unsere gemeinsame Ausgangslage war das «sexytaboos».
Einige Tage später schickte er mir den link, damit ich die Grundstruktur der site begutachten konnte. Strukturiert mit non-sense Texten und noch frei erfundenen Titeln – und Fotos als Platzhalter. Dies alles, damit ich mir den Aufbau als Ganzes besser vorstellen konnte.

 

Ich öffnete den link – und ich spürte, wie ich innerlich erstarrte. Ich sah vor mir schöne, knapp bekleidete Frauen-Pos. Stilvoll drapierte kopulierende Sixpack-Körper, unter rosa Filter gelegt. Natürlich, im Wissen, dass es sich dabei nur um «symbolische Platzhalter» handelte. Und doch, ich erschrak ab der vielen offensichtlichen Sexualität.

 

Ich wollte doch keine Sex-Seite kreieren, ich habe doch kein Bedürfnis, Porno-Konsumenten anzulocken. Ich will mich doch seriös präsentieren, möchte seriös Tabus thematisieren, die mich beschäftigen.
Und nun, einige Tage später, blende ich diese Bilder aus und fokussiere mich auf die Themen, die bei mir anklingen.

 

Sind Männer so anders gewickelt als Frauen? Welche Bilder brauchen Männer, um ihre Lust zu wecken? Wie sieht es mit mir aus, welche Bilder locken mich aus dem Alltag von Socken waschen und gesundes Mittagessen kochen? Wie fühle ich mich, wenn ich einen knackigen Frauen-Po sehe? Fühle ich mich in meinem Schön-Sein oder Schön-Fühlen gehemmt? Welche Art von Pornografie, von Sex-Konsum entspricht mir? Wann fühle ich Scham oder Ekel? Oder wann gefällt mir etwas? Sexuell oder ästhetisch?

 

Vor vielen, vielen Jahren hatte mein damaliger Freund seiner Ex-Freundin einen Vibrator geschenkt. Dazu gab es eine Videokassette extra. Die Freundin war gegangen, den Vibrator hatte sie mitgenommen – und die Kassette blieb und landete in meinen Händen. Bei einem unbekümmerten Frauenabend mit Freundinnen wurden wir sehr mutig und beschlossen, einen Blick in diesen Film zu wagen. Noch nie zuvor hatte ich mir einen Porno angeschaut. Das Cover zeigte viel Haut und unendlich viel Busen und liess unsere Fantasie in ein dunkles Sex-Kino wandern, zu stöhnenden Männern auf bordeauxroten Klappsesseln und Kleenex-Tüchern.

 

Und der Film war für uns Frauen schockierend. Die Männer stopften ihrer Riesen-Penisse in alle erdenklichen Löcher gleichzeitig. Die Frauen präsentierten sich als laute Sex-Objekte, die nur genau dies zu begehren schienen. Wir ekelten uns vor dieser Sexualität, vor dieser männlichen Geilheit. Völlig verstört unterbrachen wir diese ekstatische Orgie und blieben konsterniert zurück.

 

Wie kann es sein, dass man(n) diese Bilder als lustvoll erlebt? Wie könnte ein solcher Film Inspiration für den häuslichen Alltag bieten? Und – das Erstaunlichste am Ganzen – wie unvorstellbar ist es, dass diese Videokassette zusammen mit einem Vibrator verschenkt wird? Ein Vibrator für die weibliche Lust und Sexualität, zusammen mit einem absolut männlichen Pornofilm?
Seit diesem Frauenabend sind Jahre vergangen. Die Frage, wie Pornografie für Frau und für Mann konsumiert wird, ist geblieben.