Porno-Konsum und Bio-Erdbeere?
Was haben Pornografie und Biologische Erdbeeren gemeinsam?
Haben beide möglicherweise einen lasziven Charakter, besteht eine Assoziation mit Sinnlichkeit? Geht es ums Rot? Sexfilm mit Erdbeeren als Lustobjekt? Dies mögliche Verbindungen, aber…. …weit gefehlt. Es geht um Ethik. Die Schwedin Erika Lust studierte ursprünglich Politikwissenschaften mit Schwergewicht Menschenrecht. Wohl war sie immer schon kunstaffin unterwegs, und in Kombination mit ihrem Erlebten und erlernten fokussierte sie sich in ihrer Arbeit auf eine neue Richtung: Sie gründete die Produktionsfirma Lust Films und spezialisierte sich auf feministische Erotikfilme.
Sie wirkt als Drehbuchautorin, Regisseurin und Produzentin, mittlerweile auch als Autorin.
Erika Lust dreht das, wovon ihr Publikum träumt: In ihrem Projekt «X Confessions» hat sie bereits über hundert Kurzfilme realisiert. Filme, basierend auf Schilderungen erotischer Träume anderer. Sie gestaltet das, was in unseren Fantasien passiert. Im Zentrum steht die Lust – und das Wohlgefühl der Frauen, die diese Lust leben. Die Basis ihres Schaffens ist der Respekt gegenüber der Frau. Die Frau muss sich respektiert fühlen, sie soll sich gut fühlen – und so erlebt sie auch vor der Kamera ihre Lust, ihre Würde, ihr selbstbewusstes Frau-Sein.
Die Filme von Erika Lust zeigen eine weibliche Sexualität. Im Gegensatz zu den Mainstream-Pornos, in denen die Illusion dargestellt wird, dass die Frauen allein durch Penetration zum Orgasmus kommen, dreht es sich bei ihren Filmen um viel ganzkörperliche Berührung und Sinnlichkeit. Die Frau definiert ihre Lust und kreiert sich den Raum dafür.
In ihrer Arbeit ist sie sich der Genderthematik bewusst. Welches Frauen- und Männerbild will sie ihren Konsument*innen vermitteln? Welche Darstellung ist respekt- und würdevoll? Und – «we need more body types with different ages and diverse races.»* Die Darstellerinnen sind Frauen, wie wir sie von nebenan kennen. Sie sind wunderschön und wohlgeformt und breithüftig und ihr Körper zeigt sein Alter. Sie sind jung und tätowiert, sie sind mollig und lasziv und lustvoll und stehen im Leben – oder so vor der Kamera. Sex gehört zum Leben, wir wurden geboren, um Sex zu haben. Es ist wichtig, sich selber und den eigenen Körper zu kennen, herauszufinden, was uns gefällt, welche Berührungen wir mögen. Auch die Pornografie ist ein Teil unseres Lebens, unserer Gesellschaft, unseres Konsums. Es ist wichtig, die Rollenbilder, die Klischees zu thematisieren und über die Bilder
zu reden, auf die wir treffen.
Erika Lust setzt sich für Fairness und Respekt in ihren feministischen Pornos ein. Und für Ethik. Denn – wem es wichtig ist, wo die Bio-Erdbeeren wachsen, wer sich dafür interessiert, wie das Bio-Huhn für unser Bio-Ei lebt, sollte sich auch um die Qualität und Fairness von Erotikfilmen kümmern.
*www.erikalust.com